Die Vielfalt an Anbietern bei Smart Home Systemen ist groß. Zu den Big Playern zählen Apple, Amazon und Google. Funktioniert ein Gerät mit Apple HomeKit, bedeutet das jedoch nicht zwangsläufig, dass es auch mit Amazon Alexa kompatibel ist. Eine große Herausforderung im Bereich der Hausautomatisierung ist es daher, Geräte zu finden, die mit dem verwendeten Smart Home System kompatibel sind.
Mit Matter soll das nun der Vergangenheit angehören: der neue Smart Home Standard schafft eine Basis, um Geräte verschiedener Systeme gemeinsam zu steuern. Rund um dieses Thema erreichen uns regelmäßig Fragen aus der Nuki Community. Ein paar dieser Fragen haben wir Jürgen Pansy, Chief Innovation Officer und Mitgründer von Nuki, gestellt.
Was genau ist Matter?
Jürgen Pansy: Matter ist ein neuer Smart Home Standard, der von der US-amerikanischen Connectivity Standard Alliance geschaffen wurde. Ihr gehören über 400 Unternehmen an, darunter neben Apple, Google und Amazon auch die größten europäischen Smart Home Anbieter wie Signify, Legrand und nun auch Nuki. Einfach gesagt ist Matter eine einheitliche Sprache, die Geräte und Apps unabhängig von der Marke oder dem Hersteller nutzen können. Damit kommunizieren sie miteinander und tauschen untereinander Befehle aus. Durch Matter soll sich in Zukunft die Integration verschiedener Geräte in das eigene Smart Home nahtloser als bisher gestalten.
Matter unterstützt aktuell nur einen Teil der verfügbaren Smart Home Produkte wie beispielsweise Steckdosen, Glühbirnen und Schalter. Diese Palette wird künftig noch erweitert werden. Und eben auch smarte Türschlösser wie Nuki.
Was bedeutet Matter für Nuki?
Jürgen Pansy: Nuki ist seit jeher ein Vorreiter, wenn es um die Integration in Smart Home Systeme geht. In den vergangenen Jahren haben wir ein umfassendes Ökosystem geschaffen. Unser Nuki Smart Lock ist mit den wichtigsten Brands der Smart Home Branche kompatibel. Matter leistet aus unserer Sicht einen zusätzlichen Beitrag dazu, den Zugang ins eigene Zuhause für unsere Kunden so smart, einfach und sicher wie möglich zu gestalten.
Für uns ist es daher nur ein natürlicher Schritt, auch bei einem Standard wie Matter an vorderster Front zu stehen. Wir möchten bei diesem Projekt aktiv mitwirken und Matter in unser Ökosystem integrieren.
Welche Vorteile bringt Matter einem Nuki Kunden gegenüber den bestehenden Integrationsmöglichkeiten?
Jürgen Pansy: Unmittelbar keine. Alle Funktionen, die Matter aktuell bietet, beherrschen auch die derzeit von Nuki angebotenen Apple HomeKit, Google Home und Amazon Alexa Integrationen. Die zahlreichen über die Nuki Bridge API angebotenen Integrationen wie etwa in Home Assistant oder HomeBridge bieten sogar noch mehr Funktionalität, da hier auf die spezifischen Anforderungen an europäische Türschlösser und die Funktionen des Nuki Smart Lock und Opener eingegangen werden kann. Das ist beim vom US-amerikanischen Markt inspirierten Matter Standard nicht der Fall.
Matter steckt zusätzlich noch in den Kinderschuhen, Version 1.0 wurde gerade erst veröffentlicht. Wir sind zuversichtlich, dass der Standard über die Jahre reifen und kompletter und damit das Einsatzgebiet breiter werden wird. Unabhängig davon werden wir unsere eigenen APIs regelmäßig erweitern und anpassen, damit jederzeit eine optimale Integration der Nuki Produkte in Smart Homes gegeben ist.
Eine lokale API für das Smart Lock 3.0 Pro, das den verbreiteten MQTT Standard verwendet, steht bereits über ein Firmware Update als Beta zur Verfügung und soll 2023 als reguläres Update veröffentlicht werden.
Wann kann man mit Matter-fähigen Produkten von Nuki rechnen?
Jürgen Pansy: Aktuell wurde die Matter Spezifikation 1.0 veröffentlicht. Da Matter aber auf einem mehrstufigen Zertifizierungssystem aufbaut, sind noch nicht alle Anforderungen an eine vollständige Zertifizierung, wie sie das aktuelle Nuki Smart Lock von Apple, Google & Co. besitzt, klar. Bereits bekannt ist, dass der Matter Standard nicht nur mehrere tausend Seiten Dokumentation umfasst, sondern auch hohe Anforderungen an die Mikroprozessoren in den Smart Home Endgeräten stellt. Gemeinsam mit aufwändigen Zertifizierungsverfahren zwingt das viele Smart Home Hersteller dazu, bestehende Standards wie etwa HomeKit zugunsten von Matter nicht mehr zu unterstützen und neue Gerätegenerationen auf den Markt zu bringen. Das wird auch bei Nuki der Fall sein.
Für die Endkunden bedeutet das, dass zum Teil neue Hubs angeschafft werden müssen, weil nicht jeder Hub ein Update für Matter erhält. Dieser Migrationsprozess wird mehrere Jahre dauern, zumal Matter in den meisten Anwendungsfällen keine neuen Funktionalitäten bietet. Nuki stellt sicher, dass ein heute gekauftes Gerät auch in mehreren Jahren noch über dieselben Integrationsmöglichkeiten verfügen wird.
Der erste Prototyp zeigt, dass wir bereits sehr konkret an Integrationsmöglichkeiten mit Matter arbeiten. Mit ersten Matter-fähigen Geräten von Nuki rechnen wir in der zweiten Hälfte des Jahres 2023.
Vielen Dank für das Interview!